„Die jungen Unternehmen erwarten zwar fordernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen, wollen aber weiterhin anpacken: während 21% der Befragten von einer positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ausgehen, rechnet ungefähr ein Drittel mit einem Rückgang der Konjunktur. Es gibt Indizien für eine leichte Entspannung“, so David Pfarrhofer, Vorstand des MARKET-Instituts anlässlich der 26. Befragungswelle des JW-Konjunkturbarometers der Wirtschaftskammer Österreich. Bereits 29% (Sommer 2023: 25%) können keinen Rückgang der Kundenausgaben feststellen. Auch das Abflachen der Kostensorgen setzt sich fort, während die eigenen Verkaufspreise steigen. Ein Fünftel der Befragten (19%) berichtet von steigenden Investitionsaktivitäten und 28% der Betriebe planen in den kommenden Monaten die Einstellung neuer Mitarbeiter:innen. „Das sind gute Nachrichten, nicht nur für die Jungunternehmen, sondern für den gesamten heimischen Standort“, resümiert Pfarrhofer.
Wichtigste Forderung an die Regierung: Runter mit den Steuern!
Parallel zur Verbesserung der Stimmungslage wird auch die zentrale Forderung nach Entlastung an die Politik immer vehementer geäußert: „Mehr als zwei Drittel (68%) – das ist der höchste Zustimmungswert aller bisherigen Erhebungen – erklären, dass der größte Handlungsbedarf der Bundesregierung bei der Senkung der Steuern besteht“, so David Pfarrhofer. Bettina Dorfer-Pauschenwein, Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft Österreich (WKÖ), ergänzt: „Damit bestätigen die Jungunternehmer:innen auch klar unseren interessenpolitischen Kurs.“ Für die Junge Wirtschaft ist Entlastung das standortpolitische Top-Thema. „Bisherigen Entlastungsschritten müssen weitere spürbare Maßnahmen folgen. Aus unserer Sicht sind dies vor allem die Senkung der im internationalen Vergleich hohen Lohnnebenkosten. Im Sinne der Entbürokratisierung und Verwaltungsvereinfachung muss zudem die Grenze in der Kleinunternehmerregelung sowie bei geringwertigen Wirtschaftsgütern angehoben werden“, so Bettina Dorfer-Pauschenwein.
„New Work“ ist Realität und soll Effizienz erhöhen
Erstmals Gegenstand des JW-Konjunkturbarometers sind auch Einschätzungen der jungen Betriebe zur neuen Arbeitswelt. Die Studie zeigt: „New Work“ ist für die jungen Betriebe in vielen Aspekten Realität: 45% geben entsprechende Änderungen in den vergangenen drei Jahren zu Protokoll, 51% haben Lösungen im eigenen Unternehmen realisiert. Die wichtigsten Handlungsfelder sind flexible – und nicht weniger - Arbeitszeiten (44%), Homeoffice (34%) und neue technologische Tools (32%).
Effekte von „New Work“ sind mehr Mitarbeiterzufriedenheit (46%), bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie (45%) und Effizienzsteigerungen (41%).
Die wichtigste Forderung an die Politik ist die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie (49%). Auf Rang zwei der Forderungsliste liegt die Arbeitszeitflexibilisierung (37%), auf Rang drei der Aufbau digitaler Infrastruktur (24%). „Die Jungunternehmer:innen erwarten sich bei ,New Work‘ von der Politik eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Der von der JW erfolgreich geforderte Ausbau der Kinderbetreuung wird hier relevante Verbesserungen bringen. Gleichzeitig muss der Staat Rahmenbedingungen schaffen, um flexible Arbeitszeiten zu fördern – und nicht, Arbeitszeiten zu reduzieren“, betont Bettina Dorfer-Pauschenwein.
Die jungen Unternehmen wollen mit „New Work“ mehr für ihre Betriebe bewegen – vor allem zur Sicherung von Fachkräften, aber insbesondere auch zur Erhöhung der betrieblichen Effizienz. Die Junge Wirtschaft möchte die Zukunft der Arbeit aktiv gestalten und wird sich u.a. in einer vertiefenden Studie mit den Perspektiven von „New Work“ beschäftigen.
Europa: Junge Betriebe sind grenzüberschreitend aktiv und fürchten um europäische Wettbewerbsfähigkeit
Im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament ließ die Junge Wirtschaft zudem die Stimmungslage rund um Europathemen erheben. Das erfreuliche Ergebnis ist: Österreichs junge Unternehmen sind in Europa bereits stark grenzüberschreitend aktiv. 35% berichten von wirtschaftlichen Aktivitäten in Europa, weitere 13% planen solche. „Wir können stolz sein, dass unsere jungen Betriebe die Chancen des europäischen Binnenmarkts ergreifen. Gleichzeitig ist es besorgniserregend, dass die jungen Betriebe die Wettbewerbsfähigkeit der EU in Gefahr sehen. Herausforderungen wie hohe Inflation und Arbeitskosten, Energiekrise und Fachkräftemangel erfordern, dass sich die Europapolitik zentral mit der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft beschäftigen muss. Das zeigt die Umfrage ganz klar. Europa muss mehr für die Zukunft der – jungen – Wirtschaft tun“, betont Bettina Dorfer-Pauschenwein abschließend.