Zurück in die Zukunft: Für ein nachhaltiges Pensionssystem, das seinen Namen verdient

Die ÖVP und die Grünen sind in der Sondierungsphase. Ob Koalitionsverhandlungen anstehen, ist noch nicht absehbar. Ich darf den Parteien jedoch eine zentrale Forderung unseres „Zurück-in-die-Zukunft-Pakets“ mitgeben: eine Reform des Pensionssystems muss ganz oben auf der Tagesordnung stehen!

Portrait Christiane Holzinger | JW Team

Christiane Holzinger | JW Team

JW Bundesvorsitzende

4.11.2019

JW-Bundesvorsitzende Mag. Christiane Holzinger hält ein fernsteuerbares Spielzeugauto in Händen
© JW JW-Bundesvorsitzende Mag. Christiane Holzinger

Klimawandel, Fridays for Future und Energiewende – Nachhaltigkeit ist momentan in aller Munde und beinahe bei allen Parteien ganz oben auf der Agenda. Nachhaltigkeit darf sich aber nicht nur auf den Umwelt- und Ressourcen-Aspekt alleine beschränken. Wir brauchen Nachhaltigkeit in vielen Bereichen unserer Gesellschaft und ganz besonders im Zusammenhang mit unserem sozialen Sicherungssystem und im speziellen unserem Pensionssystem.

Zuckerl für die Alten – Kosten für die jungen

Es ist erschreckend, dass viele Akteure im politischen Umfeld de facto die Augen verschließen und blindlings dem budgetären Abgrund entgegenlaufen. Generöse Pensionserhöhungen und Senkungen des Pensionsantrittsalters sind genau jene Wahlgeschenke, vor denen wir seit Jahren warnen und die vor allem uns jungen Selbständigen noch teuer zu stehen kommen werden.

Mut zum Anti-Populismus

Wir brauchen politische Entscheidungsträger, die nicht nur simpel damit kalkulieren, dass eine Bevorzugung von Pensionisten Wählerstimmen bringen. Wir brauchen PolitikerInnen, die den Mut haben, auch mal unpopuläre Entscheidungen zu treffen.

It’s about future, stupid!

Unser jetziges System ist eines ganz sicher nicht: nachhaltig. Es ist sehr teuer und wird noch teurer. Momentan machen die Aufwendungen für das Pensionssystem rund ein Viertel des gesamten Budgets aus – und das noch vor der anstehenden Pensionierungswelle der sogenannten „Babyboomer“. Gerade das Ausscheiden dieser Generation aus der Arbeitswelt wird das Vertrauen in den Generationenvertrag auf die Probe stellen. Bis 2034 gehen laut dem Pensionsexperten Bernd Marin 1,9 Millionen Menschen in Pension.

Es ist natürlich eine großartige Entwicklung, um nicht zu sagen ein zivilisatorischer Quantensprung, dass wir einerseits immer älter werden und dabei auch im hohen Alter noch eine vergleichsweise gute Gesundheit aufweisen werden. Der Anteil der über 80-jährigen wird von aktuell 5 Prozent der Bevölkerung auf 6,9 Prozent im Jahr 2030 und 11,5 Prozent im Jahr 2050 steigen – eine Entwicklung, die uns positiv stimmt, aber mit dem momentanen System im Hinterkopf, ein wenig ratlos zurück lässt.

„Altenrepublik“ Österreich?

Fest steht nämlich, dass sich das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Pensionisten weiter zu Ungunsten der Erwerbstätigen verschieben wird. Grundsätzlich heißt es momentan, dass auf 3,3 Erwerbsfähige ein 65-Jähriger kommt. Finanziert wird dieser 65-Jährige jedoch von nur 1,7 Erwerbstätigen, was die Brisanz der Situation ein bisschen besser verdeutlicht. Im Jahr 2050 wird sich dieses Verhältnis noch weiter verschärfen: da werden auf einen 65-Jährigen nur 1,29 Erwerbstätige kommen.  Entsprechend groß wird der Anstieg der budgetären Aufwendungen für Pensionen sein: ein Teufelskreis, der gestoppt werden muss.

Unsere Zukunft geht uns alle an

Es dürfte doch im Sinne aller sein, seinen Kindern und Kindeskindern eine bessere oder zumindest gute Welt zu hinterlassen. Im Bereich der Umwelt und Ressourcennutzung ist diese Philosophie bereits im Mainstream angekommen. Im Hinblick auf unseren „Generationenvertrag“ bedarf es ebenfalls eines drastischen Umdenkens. Damit die nächsten Generationen nicht einen viel zu schweren Rucksack mitbekommen und im Alter ebenfalls finanziell abgesichert sind, ist es notwendig, in das System einzugreifen oder es auch vollkommen neu zu denken.

Was es braucht

  • Die Schaffung eines Nachhaltigkeitsautomatismus
    Generationengerechtigkeit steht in einem engen Zusammenhang mit Fragen der Nachhaltigkeit – von politischen Entscheidungen und ihren Langzeitfolgen. Bei steigender Lebenserwartung muss automatisch auch das Pensionsantrittsalter erhöht werden. Das gibt auch den jüngeren Generationen Sicherheit für ihre Pensionen.
  • Die Harmonisierung von Pensionsrechten
    In der Vergangenheit sind zahlreiche Sonderrechte bei Pensionen für Landes- und Gemeindebeamte sowie andere Gruppen „entstanden“, die so rasch wie möglich auslaufen und reformiert werden sollten. Angleichung der Pensionsrechte im Hinblick einer gesamtgesellschaftlichen und generationenübergreifenden Fairness.
  • Das Setzen von Anreizen für längere Beschäftigung
    Wer über die gesetzliche Pensionsgrenze beschäftigt bleiben will, soll daraus auch einen Mehrwert für sich gewinnen. Darum fordern wir die Streichung der Pensionsbeitragszahlungen für alle die über das gesetzliche Antrittsalter arbeiten.
  • Entlastung bei Beschäftigung älterer Arbeitnehmer
    Trotz Fachkräftemangels finden Personen über 50 nur mehr schwer eine neue Anstellung. Dabei sind gerade diese Arbeitskräfte Wissensträger, die neben ihrer Tätigkeit für das Unternehmen vor allem jüngere Kolleginnen und Kollegen mit ihrem Erfahrungsschatz unterstützen können. Bei der Einstellung von Personen ab 50 Jahren sollen daher die Lohnnebenkosten dauerhaft gesenkt werden (Entfall von AIV-Beitrag, IESG-Beitrag, UV-Beitrag und FLAF-Beitrag).

Verantwortung für folgende Generationen

Wir sehen: wir brauchen eine tiefgreifende Reform und dabei rufe ich die politischen Entscheidungsträger, egal welcher Couleur, auf, den Begriff Nachhaltigkeit auf unser soziales Sicherungssystem auszuweiten. Der Generationenvertrag muss überarbeitet bzw. neu geschrieben werden, denn im aktuellen System sind die jungen Leistungsträgerinnen und Leistungsträger unserer Gesellschaft vor allem eines: die Zahlmeister der Republik, heute und morgen. Wir zahlen Pensionsbeiträge, Steuern und werden auch die angehäuften Schulden des Staates zahlen müssen.

Wir Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer sind es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen: in unseren Unternehmen, für unsere Angestellten und natürlich für unsere Familien. Darum fordern wir ein, dass Reformen umgesetzt werden, die wirkliche Generationengerechtigkeit sicherstellen und uns ein Gefühl geben, dass auch unsere Zukunft gesichert ist und unser Einsatz auch etwas zählt.

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