Philipp Maderthaner: „Nicht perfekt, aber professionell“

Begeistern, wachsen, Großes bewegen - und dabei auch als Mensch nicht auf der Strecke bleiben. Philipp Maderthaner hatte am JW Summit 2020 wichtige Tipps für alle Unternehmerinnen und Unternehmer.

Philip Maderthaner auf einer Bühne
© JW

Den Moment im Auto: „Verdammt, warum hebt meine G’schicht‘ nicht ab?“ Oder morgens im Bett: „Halleluja, welches Monster habe ich geschaffen, das mich auffrisst?“ Oder den im Büro, wo das Coronavirus um die Ecke biege und alles schlagartig anders sei: „Lockdown, alle ins Home-office, Krise, Krise, Krise.“ Philipp Maderthaner kennt diese Momente selbst. Und widmet sich deshalb der Frage, was den Unterschied ausmacht, ob ein „Ding durch die Decke geht“. Oder eben nicht.

Wie kann ein Unternehmen „begeistern, wachsen, Großes bewegen“?

Die Gefahr sieht Maderthaner darin, dass die Krise den Fokus verschiebt: auf das, womit man gerade kämpft. Das sei für jene angebracht, die tatsächlich ums Überleben kämpfen. Für alle anderen aber gilt: „Genau falsch. Wenn du eine Kurve fährst und auf die Mauer oder den Randstein schaust, fährst du hinein. Du schaust dorthin, wo du hinwillst.“ Der Wettbewerb sei härter denn je. Unter dem Atlantik wurden 6.000 Kilometer verlegt, um den Börsenhandel zwischen London und New York von 65 auf 60 Millisekunden zu beschleunigen. „Ein Wimpernschlag dauert 100 Millisekunden.“

Dieses „Schneller, billiger, lauter“ sie nur für die Allergrößten zu gewinnen. „Wir aber brauchen eine neue Formel für unternehmerischen Erfolg. Wenn wir die Regeln nicht ändern können, müssen wir das Spielfeld wechseln.“ Deshalb gehe es darum, begeisternder zu sein und die Dinge erfüllender zu gestalten als andere. Ein Schlüssel dafür sei kommunikative Stärke. Menschen interessierten vorrangig für sich selbst. Wo will ich hin? Wie geht’s mir grad? Wo suche ich Erfüllung? „Und was tun wir als Unternehmer? Wir quatschen über unser Produkt, Feature, Funktion, alles so toll.“ Aber nur jene, die ihre Kunden auf einer emotionalen Ebene erreichen, seien jene, die am Ende des Tages das Rennen machen.

Philip Maderthaner auf einer Bühne mit Kameramann-Silhouette
© JW

Der Bäcker des Vertrauens, der den Teig 24 Stunden ruhen lässt und Brot doppelt bäckt

Er verkauft kein Brot, sondern alte Backtradition. Die Kunden kaufen es, weil sie sich damit identifizieren können: „Wer das versteht, erkennt, dass er kein Produkt verkauft, sondern ein Gefühl.“ Das Rezept sei „ansteckende Begeisterung“, die den Funke überspringen lasse. Die sich auf die Bedeutung für andere konzentriere.  Denn letztlich wollten sich Menschen verwirklichen.

Ähnliches gilt für die Unternehmenskultur: „Menschen sind Rudeltiere, sie wollen Teil eines größeren Ganzen sein. Früher in Stämmen, heute in sozialen Netzwerken. Sie versammeln sich rund um Werte und Überzeugungen.“ Dieser Spirit sei mit Geld oder mit „Employer-branding-Kampagnen“ nicht zu erzielen. Er müsse im Unternehmer spürbar sein: Wie wird miteinander umgegangen? Das sei spürbar: „Zwischen Schein und Sein darf keine Lücke sein. Das Außen und Innen müssen in Gleichklang sein.“ Dann entstehe für die richtigen Mitarbeiter das Gefühl:  Hier will ich sein.

Unternehmertum sei Hochleistungssport

„Das ist keine angenehme Botschaft: Es kann sein, dass der Engpass im Unternehmen du selbst bist.“ Es sei deshalb völlig falsch, wenn Unternehmer glauben, rund um die Uhr rotieren zu müssen und sich dabei selbst vernachlässigen. „Das ist schlicht und einfach nicht professionell“, erklärte Maderthaner. Spitzensportler machten es anders: Sie trainieren, erholen sich, lassen sich coachen. Sie vertrauen auf ein Team, das sie so gut wie möglich betreut: „Profis nehmen sich Unterstützung. Profis schauen auf sich.“ Und sie verstünden sich als Übende – niemand ist perfekt. Von diesem Anspruch müsse man sich verabschieden. Das nehme er auch für sich selbst in Anspruch: „Wenn ihr von mir erwartet, dass ich mich hier herstelle und alles perfekt mache, dann bin ich dafür sicher nicht der Richtige“, sagte Maderthaner. „Aber gemeinsam mit meinen großartigen Mitarbeitern, die heute dabei sind und mich unterstützen, haben wir uns bestmöglich vorbereitet und können hier professionell präsentieren."

Für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des JW Summits hatte Philipp Maderthaner auch noch ein Geschenk: Sie können sich sein Buch „Alles wird gut“ gratis downloaden, bzw. gegen Übernahme der Versandkosten als gebundenes Exemplar bestellen.

Q&A mit Philipp Maderthaner >> Video JW Summit 2020 live

Dein Gastbeitrag für den Blog!

Du hast einen interessanten Beitrag, den du mit jungen Unternehmerinnen und Unternehmern teilen Möchtest?
Wir freuen uns von dir zu hören!

Gastbeitrag einreichen

Das könnte dich auch interessieren:

Congress Center
© @ JW

JW-Summit 2023 Impressionen Tag 1

Rückblick des JW-Summits im Congress Center Villach

Mehr lesen
Portrait Junge Wirtschaft

Junge Wirtschaft

10.10.2023

junge wirtschaft
©  

JW Summit 2023: Themenblock Finanzen

Beim JW Summit 2023 diskutierten Experten wie Finanzminister Magnus Brunner und Unternehmer Gerald Hörhan die Herausforderungen und Chancen am Finanzmarkt. Monika Köppl-Turyna betonte ausgewogene Finanzpolitik, Claudia Müller die Bedeutung von Finanzbildung für Frauen.

Mehr lesen
Portrait Junge Wirtschaft

Junge Wirtschaft

9.10.2023

junge wirtschaft
©  

JW Summit 2023: Themenblock New Work

Der JW Summit 2023 erforschte die "New World of Work" und hinterfragte, ob es sich dabei um einen vorübergehenden Trend handelte oder um einen tiefgreifenden, nachhaltigen Wandel in der Arbeitswelt. Experten wie Maximilian Lude und Nora Dietrich boten Einblicke, während ein hochkarätiges Panel die damaligen Entwicklungen und Herausforderungen diskutierte.

Mehr lesen
Portrait Junge Wirtschaft

Junge Wirtschaft

9.10.2023