How to… Beteiligungskapitalfinanzierung

Eigenkapital ist vor allem in der Gründungs- und Wachstumsphase essenziell. Ich möchte euch zeigen, was ihr beachten müsst.

Portrait Elisabeth Zehetner

Elisabeth Zehetner

Frühere JW Bundesgeschäftsführerin

25.2.2019

mehrere Geldscheine in Nahaufnahme
© JW

Wer eine neue Geschäftsidee umsetzen oder sein Unternehmen offensiv weiterentwickeln will, der braucht vor allem eins: Geld. Gerade die Digitalisierung bietet ein großes Potenzial für euch und die Umsetzung eurer innovativen Ideen und Wachstumsstrategien. Die Umsetzung erfordert neue Wege in der Finanzierung – abseits des klassischen Bankkredits, der mit der Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung meist nicht mehr mithalten kann. In jüngster Vergangenheit ist es auch in Österreich gelungen, neue Beteiligungs- bzw. Risikokapital-Finanzierungsinstrumente zu verankern. Trotz des historischen Nachholbedarfs haben sich die Möglichkeiten für Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer, zu Eigenkapital zu kommen, deutlich verbessert – bis hin zum Crowdfunding, für das Österreich eine europaweit vielbeachtete gesetzliche Grundlage geschaffen hat.

Zurückhaltung der Banken als Chance

Eine problematische Entwicklung ist in den letzten Jahren erkennbar: Wendet sich der Gründer an Banken, erlebt er oft eine Enttäuschung. Banken sind bei der Kreditvergabe an innovative Start-ups bzw. an junge Unternehmen mit mutigen Wachstumsplänen oft aus guten Gründen zurückhaltend. In so einer Situation kann Beteiligungskapital (auch Risiko- oder Wagniskapital genannt) die beste (und vielfach einzige) Finanzierungsquelle sein. Das externe Eigenkapital kann von Privatpersonen (z.B. Business Angels oder Crowdinvestoren), spezifischen privaten und öffentlichen Institutionen (z.B. Venture Capital Fonds) sowie von Unternehmen (entweder als strategischer Investor oder im Rahmen von Corporate Venturing) bereitgestellt werden.

Wer kommt für Risikokapitalfinanzierung in Frage?

Jedoch gilt es zu beachten, dass sich nicht jedes innovative Start-up bzw. Jungunternehmen für diese Finanzierungsform eignet. Ein entscheidendes Kriterium für eine Finanzierungszusage ist der erwartete Wertzuwachs des Unternehmens, d.h. die Rendite für den Investor. Aufgrund des hohen Risikos erwarten die Investoren typischerweise eine jährliche Rendite von etwa 20 % bis zu 50 % bei frühphasigen Investments. Folglich sollte ein risikokapitaltaugliches Unternehmen zunächst die zwei folgenden Kriterien hinsichtlich Geschäftsmodell und Markt erfüllen:

  • Klarer und dauerhafter Produktvorteil (USP). Das Produkt muss einen konkreten Kundennutzen stiften, also ein Kundenproblem lösen, das andere nicht (so gut oder günstig) lösen können. Der Wettbewerbsvorteil sollte langfristig haltbar sein, etwa durch Patente oder andere Schutzrechte, Geheimhaltungsmöglichkeiten, eine schwer imitierbare Technologie, ein schwer zu imitierendes Geschäftsmodell, einen großen zeitlichen Vorsprung gegenüber Wettbewerbern oder durch starke Netzwerkeffekte (z. B. Kunden, Vertriebspartner).
  • Großer und wachsender Markt. Grundsätzlich kommen zwar alle Branchen für eine externe Eigenkapitalfinanzierung in Frage. Gerade institutionelle Risikokapitalinvestoren fokussieren sich jedoch in der Regel auf Industrien mit besonderem Wachstumspotenzial. Bevorzugte Investitionsziele sind in know-how-intensiven und technologieorientierten Bereichen zu finden, wie z. B. IT und Softwareentwicklung, Biotech, Medizintechnik und erneuerbare Energien.

Herausforderungen bei der Finanzierung durch Risikokapital

Natürlich hat eine Finanzierung über Beteiligungskapital nicht nur Vorteile. Die Beteiligung eines externen Investors führt zu einem Verlust an Unabhängigkeit. Manch ein Unternehmer empfindet es als schmerzhaft, wenn er strategische Entscheidungen nicht mehr allein treffen kann und sich im Extremfall sogar unterordnen muss. Man darf nicht vergessen, dass die Beteiligungskapitalgeber meistens auf dem Recht bestehen, bei Personalentscheidungen das letzte Wort zu haben, und dies gilt auch für die Führungsebene des Start-ups. Ein weiterer oftmals angeführter Nachteil sind die relativ hohen Kosten der Finanzierung – Eigenkapital ist zumindest bei einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung teurer als Fremdkapital. Dies ist für den Unternehmer dann relevant, wenn er die Anteile des Investors zu einem späteren Zeitpunkt zurückkaufen möchte. Letztlich kann eine zu frühe externe Eigenkapitalfinanzierung dazu führen, dass die Anteile der Gründer bei nachfolgenden Finanzierungsrunden stark „verwässert“ werden.

Risikokapitalfinanzierung in Österreich: Wir sind auf einem guten Weg

Die österreichische Risikokapitallandschaft weist in den letzten Jahren eine überaus positive Entwicklung auf. Nachdem die Risikokapitalfinanzierung lange Zeit vor allem von öffentlichen Initiativen getragen worden war, hat sich die Zahl aktiver Investoren seit dem Jahr 2010 vervielfacht. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch zahlreiche erfolgreiche Exits (z. B. runtastic, Shpock, mySugr). Diese haben nicht nur Kapital in das österreichische Gründungs-Ökosystem gespült, sondern auch die Sichtbarkeit Österreichs als attraktiver Gründungsstandort verbessert und eine positive Investitionsdynamik in Gang gesetzt. Weitere Infos dazu findest du in unserem Factsheet.

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