Hilfsmaßnahmen gegen die Krise – bitte mit Know-how von Praktikern nachbessern

Wir befinden uns in der größten Krise seit dem 2. Weltkrieg und unsere Unternehmen kämpfen um ihr Überleben. Unterstützungsmaßnahmen für die Wirtschaft wurden rasch in die Wege geleitet. Leider greifen diese für viele Jungunternehmer, Gründer und Startups nicht und müssen rasch mit dem Know-how von Praktikern angepasst werden.

Portrait Christiane Holzinger | JW Team

Christiane Holzinger | JW Team

JW Bundesvorsitzende

22.4.2020

JW Bundesvorsitzende Christiane Holzinger
© Anna Rauchenberger JW Bundesvorsitzende Christiane Holzinger

Niemand von uns hat wohl eine gesamtgesellschaftlich herausforderndere Zeit erlebt als die, in der wir uns gerade befinden. In dieser Zeit braucht es politische Maßnahmen, die allen Menschen durch rasche und unbürokratische Unterstützung Hoffnung und Optimismus für die Zukunft geben. Hoffnung, auf ein „normales Leben“ und ein Wirtschaften, wie wir es vorher hatten, auch wenn wir wissen, dass eine komplette Erholung für viele von uns ein harter Weg sein wird, für den wir Hilfsmaßnahmen des Staates benötigen.

Hilfsmaßnahmen für Unternehmen: gut gemeint ist noch nicht bis ans Ende gut durchdacht und treffsicher

Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass der Gesetzgeber gute und solide Rahmenbedingungen schaffen soll, auf deren Basis die Unternehmerinnen und Unternehmer, dann möglichst viele Freiheiten zum Wirtschaften haben sollen, um – auch gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – Wohlstand für unser Land und uns alle zu schaffen. In einer Krise wie dieser, in der viele Unternehmen – UNVERSCHULDET behördlich geschlossen – still stehen, brauchen sie die Solidarität aller in Form von Unterstützungsmaßnahmen durch den Staat. Die Maßnahmen zur Rettung des Wirtschaftsstandortes sind unverzüglich und ohne viel politischen Gegenwind beschlossen worden. Dass dies in der Kürze der Zeit und unter diesen Rahmenbedingungen möglich war, ist beeindruckend. Klarerweise läuft unter Zeitdruck nicht immer alles optimal.

Zeit ist Geld

Es wird immer deutlicher, dass die zügig ergriffenen Hilfsmaßnahmen enormer bürokratischer Aufwände bedürfen und gerade für Gründer, junge Unternehmen im Aufbau und Startups nicht treffsicher sind. Besonders sie, die in den letzten Jahren nicht nur ihre ganze Kraft, sondern vielfach auch ihr ganzes Geld in ihre Innovationen und den Start ihrer Betriebe investiert haben, brauchen jetzt Unterstützung, die ohne Zeitverlust direkt dort ankommt, wo sie notwendig ist, um den Bestand der Unternehmen abzusichern. Die Wirksamkeit der Hilfsmaßnahmen verliert an Effizienz je länger die Hilfe braucht, um anzukommen. Der Ausruf „Zeit ist Geld“ ist in der aktuellen Situation nicht Sprichwort, sondern blanke Wahrheit.

JW berät, serviciert, informiert und motiviert

Wir als Junge Wirtschaft haben in den letzten Wochen alles Erdenkliche versucht, um unsere Mitglieder zu informieren und zu motivieren, um ihren Optimismus zu erhalten. Das ist in der aktuellen Situation mit den aktuellen Maßnahmen eine Herkulesaufgabe, aber wenn die mutigen, engagierten und innovativen Unternehmerinnen und Unternehmer in unserem Land die Hoffnung verlieren, haben nicht nur sie persönlich, sondern auch der Zukunftsstandort Österreich ein massives Problem.

Parallel dazu haben wir in tage- und z.T. auch nächtelanger Kleinarbeit die Maßnahmen der Regierung im Detail analysiert, Stolpersteine, Schwachpunkte und Hürden bei Unterstützungsleitungen aufgezeigt und Lösungsvorschläge erarbeitet und zur Verfügung gestellt.

Dabei zeigt sich das die Rahmenbedingungen für die Kurzarbeit so bürokratisch sind, dass Unternehmen sehr rasch an ihre Grenzen stoßen:

  • sechs verschiede Anträge in zwei Wochen,
  • Unklarheit bei der Abrechnung,
  • massiver Beratungsaufwand durch den Lohnverrechner/Steuerberater,
  • unzählige offene arbeitsrechtliche Fragestellungen.

Der Lösungsvorschlag von uns: Wir brauchen dringend einen Beraterscheck!

Eine massive Benachteiligung stellt für uns die Richtlinie für den Härtefall-Fonds in Phase 2 dar. Wir finden, dass eine Förderung aus dem Härtefall-Fonds für alle hauptberuflichen Unternehmerinnen und Unternehmer möglich sein muss. Die Koppelung des Familienhilfsfonds an den Härtefall-Fonds verschärft die Situation für junge Unternehmerinnen mit kleinen Kindern. Im Rahmen des Corona-Hilfsfonds braucht es einen schnellen unbürokratischen Fixkostenzuschuss und sowie eine Reihe weiterer Möglichkeiten, um Startups und Gründer in der Krise liquide zu halten. Wir haben hier eine massive Erleichterung vorgeschlagen: EUR 2.000,00 pro Monat – auch bei Vorjahresverlusten – und dann die Anrechnung im Corona-Hilfsfonds. Damit kommen unsere GründerInnen und UnternehmerInnen mit Investitionen auch jetzt rasch zu Liquidität! Das muss möglich sein!

Reality Check und Nachschärfen der Maßnahmen – jetzt!

Der „Reality Check“ für Gründer, Scale-ups und Start-ups zeigt, dass die Maßnahmen der Bundesregierung dringend Nachbesserungen an einigen Stellschrauben benötigen, um ihre Wirkung entfalten zu können. Niemand hat die Krise vorhersehen können – bei einer raschen Umsetzung von Maßnahmen zu extrem komplexen Fragestellungen können Lücken entstehen, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind.

Gerade deshalb ist es notwendig, jene Punkte in den Maßnahmen zu überarbeiten, die aus unserer Praxis-Sicht Adaptionen benötigen. Mit dem Ziel, dass die Hilfen wirklich unbürokratisch und schnell umgesetzt und ausbezahlt werden.

Unsere Forderung: Eine Experten Task-Force

Wir schlagen deshalb eine Task-Force mit Praktikerinnen und Praktikern vor, die die Umsetzungsmaßnahmen challengen und der Bundesregierung helfen, diese rasch realitätsnah anzupassen.

Es darf nicht passieren, dass unsere motivierten, engagierten Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer durch das Netz an Hilfsmaßnahmen schlüpfen. Sonst verlieren wir diejenigen, die wir für den Neustart nach Covid-19 benötigen, denn genau sie sind die Garanten unseres Wohlstandes, die dafür sorgen, dass Österreich auch in Zukunft international ganz vorne mit dabei sein wird. Das müssen wir mit aller Kraft verhindern!

Noch nie war es so wichtig wie jetzt: Die Zukunft der Wirtschaft ist unser Job!

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