Gründergeist kennt keine Krise

Es ist eine der außergewöhnlichsten Entwicklungen des Corona-Jahres 2020: Der rot-weiß-rote Gründergeist kennt keine Krise. Trotz aller dramatischen Herausforderungen für die Wirtschaft liegt die Zahl der Gründungen heuer auf Rekordniveau: Ein Plus von 1,2 Prozent bringt dem Standort insgesamt 32.551 neue Unternehmerinnen und Unternehmer.

Portrait Elisabeth Zehetner

Elisabeth Zehetner

Frühere JW Bundesgeschäftsführerin

5.3.2021

Bild zeigt Elisabeth Zehetner-Piewald
© JW

Was sie alle verbindet? Sie haben eine gute Geschäftsidee, sie sehen ihre Zukunft in der Selbständigkeit und sie lassen sich auch in fordernden Zeiten nicht davon abbringen. Österreichs Gründerinnen und Gründer sind alles andere als Schönwetter-Aktivisten, die sich beim ersten Gegenwind oder Regentropfen in die Komfortzone zurückziehen. Im Gegenteil: Sie haben kritische Situationen einkalkuliert. Sie wissen, dass besonders die erste Zeit schwierig wird. „Krise“ ist am Anfang praktisch immer – aber eben mit Mut und Einsatz bewältigbar. Eine Studie hat kürzlich sogar gezeigt: Wer in der Krise gegründet hat, fühlt sich von der Krise sogar weniger betroffen – weil er oder sie das Risiko einer krisenhaften Entwicklung ohnehin mit bedacht hat. 

Prozentualer Anteil der Sparten an Neugründungen (ohne Personenbetreuer)
© JW

Ganz entscheidend bei der Bewertung aktuellen Gründerzahlen ist: Wir haben sie der beeindruckend starken Motivation der Gründerinnen und Gründer zu verdanken. Der Trend zur Selbständigkeit ist nicht auf die Arbeitslosigkeit zurückzuführen, wie manche seit Jahren kontrafaktisch behauptet wird. Studien zeigen klar, dass trotz Krise die Motive „wollte mein eigener Chef sein“ und „mehr Flexibilität in der Zeit- und Lebensgestaltung“ dominieren. Der Anteil jener, die aus der Arbeitslosigkeit heraus gründet, liegt trotz Covid-Pandemie stabil bei nur 5 %. 

Wichtig ist jetzt, dass der Standort Österreich seinen mutigen und selbstbewussten Gründerinnen und Gründern die besten Rahmenbedingungen bietet.

Dafür haben wir als Junge Wirtschaft schon viel erreicht – darunter auch umfassende WKO-Services, die auch stark genutzt werden.

Weil die Gründerinnen und Gründer aber nicht nur starke Vorbilder sind, sondern auch für Aufschwung und neue Arbeitsplätze eine wichtige Rolle spielen, brauchen wir ein wirksames Aufschwung-Package für Gründerinnen und Gründer:

  • Neugründer können viele Covid-Unterstützungsmaßnahmen nicht nutzen Das muss verbessert werden, u. a. durch besseren Zugang zum Härtefall-Fonds. Planungssicherheit mit Blick auf Corona-Schutzmaßnahmen ist ebenfalls wichtig, damit die Betriebe mit dem Aufschwung richtig durchstarten können.
  • Gerade für Gründerinnen und Gründer sind zu hohe Belastungen Gift. Die Senkung von Steuern und Lohnnebenkosten sowie die Abschaffung der Mindest-KöSt nützen allen Betrieben – und ganz besonders den neuen. Die im Regierungsprogramm vorgesehenen Entlastungen – z. B. dauerhafte Mindeststammkapital-Senkung auf 10.000 Euro, pauschalierte Absetzbarkeit des Arbeitsplatzes im Wohnungsverband – müssen rasch umgesetzt werden.
  • Die Eigenkapitalbasis vieler Betriebe muss verbessert werden – und gerade für junge Unternehmen ist dies jetzt besonders wichtig. Die Einführung eines Beteiligungsfreibetrages ist dafür ein starker Hebel.
  • Dass Gründerinnen und Gründer in Österreich herzlich willkommen sind, sollten sie auch am Gründungsakt merken: eine einfache, rasche und digitale Gründung ohne unnötige Kosten (Notariatspflicht) binnen 24 Stunden ist dazu der beste Weg

In diesem Sinn: Österreichs Gründergeist trotzt der Krise. Das ist eine großartige Nachricht, aber darauf soll sich niemand ausruhen. Unsere Gründerinnen und Gründer brauchen bestmögliche Rahmenbedingungen, damit ihr Business ein Erfolg wird – und ganz Österreich von neuer Wertschöpfung und Arbeitsplätzen profitiert. Innovation, Kreativität und Flexibilität der neuen Unternehmen sind entscheidend für einen starken und nachhaltigen Aufschwung.

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