Matthias Lechner, aktuell Gründer der Web3- & Metaverseagentur NFBrands.X, war 2011 einer der ersten Gastunternehmer im europäischen Austauschprogramm Erasmus for Young Entrepreneurs (EYE). Seit über einem Jahrzehnt bringt er internationale Gründer:innen in sein Unternehmen – und gewinnt dabei selbst neue Perspektiven. Im Gespräch erzählt er, warum das Programm für ihn ein Erfolgsmodell ist, wie er Talente auswählt und was ihn an der Zusammenarbeit besonders begeistert.
Herr Lechner, wie sind Sie zum EYE-Programm gekommen?
Ich habe selbst überlegt, ob ich mich als „New Entrepreneur" bewerben sollte – ganz am Anfang meiner Selbstständigkeit (ab 2007). Es hat sich dann damals nicht ergeben. Aber die Idee hat mich nie losgelassen. 2011 haben wir dann zum ersten Mal eine Jungunternehmerin aufgenommen – und es hat sofort gut funktioniert. Ich habe gemerkt: Das ist eine echte Chance, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die unternehmerisch denken und aus ganz Europa kommen.
Was unterscheidet die EYE Teilnehmer:innen von klassischen Praktikant:innen?
Ganz klar: Das unternehmerische Mindset. Wer sich für EYE bewirbt, ist intrinsisch motiviert. Die Leute haben eine Business Idee und machen das zu ihrem Projekt. Sie bringen eigene Ideen ein, wollen etwas bewegen – und das merkt man sofort. Manchmal kann man sich solche Talente gar nicht an Bord holen, gerade als kleines Unternehmen. Aber durch das Programm wird es möglich.
Wie sieht der ideale Austausch aus?
Das ist eine echte Win-win-Situation: Die Jungunternehmer:in kann und soll natürlich bei unseren Projekten mitarbeiten. Nur so lernen sie etwas Neues – auch von den Teammitgliedern. Ein Programmierer kommt zum Beispiel zum Digitalteam und bringt dort seine Expertise ein. Im Gegenzug gebe ich mein unternehmerisches Know-how weiter, unterstütze beim Businessplan und stehe als Mentor zur Seite. So profitieren wir gegenseitig vom jeweiligen Skillset .
Wie wählen Sie die Teilnehmer:innen aus?
Ich nehme mir bewusst Zeit dafür. Das geht nicht immer. Klar, manchmal fehlt die Energie, aber wenn man sich gut vorbereitet, lohnt es sich. Ich schaue mir die Profile genau an: Wer bringt einen Mehrwert? Wer passt gerade zu unseren Projekten? Wer hat das richtige Mindset? Das ist entscheidend. Dann lohnt es sich auch, Zeit zu investieren.
Was braucht es, um wirklich einen Nutzen vom Austausch zu haben?
Natürlich ist vor allem (auch) die Grundeinstellung wichtig, man muss schon offen gegenüber Neuem sein:
Ich habe selber für einige Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet – vor allem in Frankreich, Italien. Ich habe immer davon profitiert, neue Kulturen kennenzulernen, andere Arbeitsweisen zu sehen und zusätzliche berufliche (neue) Perspektiven zu gewinnen. Da dachte ich: Warum sollte das nicht auch in die andere Richtung funktionieren? Wenn junge Unternehmer:innen zu uns kommen, bringen sie genau diesen Input mit – und das ist unglaublich wertvoll.
Und zum Schluss: Was bedeutet für Sie „echtes Unternehmertum"?
Es bedeutet, (mit) alle Vor- und Nachteile(n) zu akzeptieren und mit diesen umgehen zu lernen. Vor allem muss man lernen echte Verantwortung (zu) übernehmen. Entscheidungen zu treffen. Und dabei immer offen zu bleiben für neue Perspektiven. Genau das bringt EYE ins Unternehmen – und genau deshalb bin ich ein Fan.